Kontakt

Analyse Januar 2016

Folgen der Weltklimakonferenz COP21 für Finanzanlagen

 

Ist das Pariser Klimaabkommen wirklich von historischer Tragweite? Sicher, die Herausforderung bestand darin, die gemeinsame Absicht von 195 Staaten zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen in einem Vertrag festzuhalten. Aber welche konkreten Ergebnisse sind von diesem Abkommen zu erwarten, und welche Anlagebereiche könnten davon profitieren bzw. benachteiligt werden?

Nach der ersten Begeisterung muss eingeräumt werden, dass COP21 vor allem eine Absichtserklärung ist. Das Ziel ist klar: Die Klimaerwärmung muss bis zum Jahr 2100 auf weit unter 2 Grad begrenzt werden. Die Politiker haben nur nicht gesagt, wie sie dies erreichen wollen.

Vor dem Abkommen wurde die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 auf Grundlage von wissenschaftlichen Modellen zur Klimaentwicklung auf rund 3,5 Grad geschätzt. Diese Zahl wurde dann unter der Voraussetzung, dass alle im Rahmen von COP21 getroffenen Verpflichtungen eingehalten werden, auf 2,7 Grad nach unten korrigiert. Die Absichten sind somit unbestreitbar lobenswert, angesichts der mittelfristig zur Verfügung stehenden Mittel, aber anfgrund der Verpflichtungen nicht realistisch.

Grüne Energie spielt ergänzende Rolle

Die von der Konferenz ausgelöste Begeisterung könnte manchen Anleger dazu verleiten, voll in den Sektor der erneuerbaren Energien zu investieren (Solar- und Windenergie, Geothermie, Biomasse). Es bleibt jedoch weiterhin Vorsicht angezeigt. Die Produktion von erneuerbarer Energie stützt sich heute auf Technologien ab, die noch jung und daher in besonders hohem Ausmass von Innovationen abhängig sind. In manchen Fällen sind sie auch stark subventioniert. Ihre Energieeffizienz ist gering und vom Zufall bestimmt, da sie bei einigen dieser Techniken von den Wetterbedingungen abhängig ist. Die laufenden Gesetzesanpassungen (Subventionen, Steuern, Anreizprämien) führen dazu, dass die Marktentwicklung schwierig zu beurteilen ist. Falls es nicht zu einem spektakulären technologischen Durchbruch kommt, bieten grüne Energiequellen keine definitive Lösung für unseren Energiebedarf. Sie stellen nur eine Ergänzung in unserem Versorgungsmix dar.

Die Titel dieses Sektors sind daher schwierig zu bewerten und im Hinblick auf zahlreiche Zufallsfaktoren, die den Markt beeinträchtigen können, mit hohen Risiken verbunden. Beweis dafür ist die kurz vor dem Konkurs stehende spanische Gesellschaft «Abengoa», einer der führenden europäischen Umwelt-Konzerne.

Auf der anderen Seite sind die fossilen Brennstoffe (Kohle, Erdöl, Gas) einem bedeutenden und irreversiblen Wandel unterworfen: ihre erwartete Restlaufzeit wird neu eingeschätzt. Diese hat sich in der Tat beträchtlich verkürzt. Die COP21 ist nicht der Grund für diese Entwicklung, wird aber dazu beitragen. Dieser Sektor ist der grösste Emittent von Treibhausgasen (26%). Seine relative Bedeutung wird zugunsten aller anderen bestehenden oder künftigen Energiequellen abnehmen. Das Tempo dieses Übergangs wird sich proportional zum Ausmass der Klimaauswirkungen dieser Energieträger entwickeln: Zuerst betroffen ist die Kohle-, dann die Öl- und Gasindustrie.

Die Kohlenindustrie hat dies bereits zu spüren bekommen. Die Aktien von Peabody Energy, einem der weltweiten Leader in diesem Bereich, haben in den vergangenen fünf Jahren 99% ihres Börsenwertes eingebüsst (Abb. 1).

Vielversprechender wissenschaftlicher Fortschritt

Die in den kommenden Jahren für Forschungsprojekte eingesetzten Gelder könnten entscheidend für die Realisierung der Ziele der COP21 sein. Wir glauben, dass ein wissenschaftlicher Durchbruch bei der Produktion von sauberer Energie nicht so utopisch ist, wie es erscheinen mag.

Die Kernfusion, die noch in den Kinderschuhen steckt, trägt den Keim einer wahren Revolution in sich. Wie die Kernspaltung, die heute in unseren Atomkraftwerken produziert wird, zielt die Kernfusion darauf ab, zwei Atomkerne bei sehr hoher Temperatur miteinander zu verschmelzen. Die Vorteile sind: kein radioaktiver Abfall, kein Risiko eines Kontrollverlustes, eine Energiefreisetzung, die 4 Millionen mal höher ist als diejenige, die mit der Verbrennung fossiler Energieträger erreicht werden kann – und «Treibstoff» im Überfluss für Millionen von Jahren (Wasserstoff-Isotope). Verschiedene Akteure haben vor kurzem interessante Fortschritte in diesem Bereich erzielt: Die Universität von Göteborg, das Max-Planck-Institut sowie die Gesellschaft «Tri Alpha Energy». Der amerikanische Lockheed-Martin-Konzern, der Erbauer des Tarnkappenflugzeugs, hat am 9. Oktober 2014 drei Patente für ein neues Konzept eines Fusionsreaktors angemeldet. Sie beabsichtigt, innerhalb von fünf Jahren einen per Lastwagen transportierbaren Prototyp zu produzieren. Zufälligerweise nahm der Einbruch des Erdölpreises, der durch die Erhöhung der Fördermenge der wichtigsten OPEC-Mitglieder ausgelöst wurde, gerade zu diesem Zeitpunkt seinen Anfang (Abb. 2).

Die Kommerzialisierung einer solchen Technologie hätte eine vernichtende Auswirkung auf die fossilen Energieträger zur Folge. Aber auch die erneuerbaren Energien wären bei einem solchen Quantensprung betroffen.

Die wachsenden Beträge, die in die Forschung fliessen, und die erstaunliche Kreativität des Menschen könnten ganz neue Wege für die Lösung der Probleme des Klimawandels eröffnen.

Graph1

Graph1

Graph2

Graph2