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Analyse Juni 2023

Die Entdollarisierung der Weltwirtschaft

 

Video-Produktion: Bonhôte-Le Temps

 

Immer öfter wird von der Entdollarisierung gesprochen. Wie kommt es dazu und welche Dynamik liegt diesem Phänomen zugrunde?

Der Dollar ist die am meisten verwendete Währung in den internationalen Handels- und Finanzbeziehungen. Manche Marktbeobachter gehen jedoch davon aus, dass diese Vormachtsstellung des Dollars in der globalen Wirtschaft in naher Zukunft in Frage gestellt werden könnte.

Um die Bedeutung des Dollars zu verstehen, müssen die historischen und politischen Hintergründe beleuchtet werden. 

Die USA sind seit über einem Jahrhundert die weltweit führende Wirtschaftsmacht, und seit dem 2. Weltkrieg auch die führende militärische Macht. Aufgrund dieser beiden Faktoren hat der Dollar den Status eines sicheren Hafens und dient als Wertaufbewahrungsmittel.

Darum halten die Zentralbanken umfangreiche Dollarreserven, um sich gegen Währungsschwankungen und politische Risiken abzusichern. Der amerikanische Anleihenmarkt ermöglicht aufgrund seiner Grösse und seiner Liquidität (> 50 Billionen USD), riesige Geldmengen rasch zu platzieren und wieder abzuziehen.

Darüber hinaus werden praktisch sämtliche Rohstoffe, und vor allem Erdöl, in Dollar gehandelt, auch wenn es sich bei den Käufern und Verkäufern nicht um amerikanische Parteien handelt. 2022 spielte der Dollar in 88% der Transaktionen auf dem Devisenmarkt, dem grössten Finanzmarkt der Welt gemäss der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), eine Rolle.

Die Vormachtstellung des Dollars könnte jedoch nicht ewig anhalten. Zahlreiche Länder versuchen, ihre Abhängigkeit vom Greenback zu reduzieren, insbesondere aufgrund der an den Dollar gebundenen Sanktionspolitik. Die Vereinigten Staaten haben ihre Währung oft als Waffe zur Durchsetzung ihrer Sanktionen bei Unternehmen und Ländern eingesetzt, die ihre Aussenpolitik nicht befolgen. Ein Unternehmen oder eine Bank, die US-Sanktionen unterworfen ist, kann in vielen Fällen keine Transaktionen in Dollar tätigen, was bedeutende Probleme für ihre internationalen Handelsbeziehungen verursachen kann. 

Die Entdollarisierung besteht somit darin, beim internationalen Handel auf den US-Dollar zu verzichten. 

Heute lebt mehr als die Hälfte der weltweiten Bevölkerung in einem nicht demokratischen Land. Das bedeutet, dass ein Grossteil der Welt nach Leitlinien regiert wird, die nicht den amerikanischen Werten entsprechen, und damit potenziell der Gefahr von Sanktionen ausgesetzt ist.

Das Comeback des Goldes

Zahlreiche Zentralbanken diversifizieren ihre Anlagen unter anderem mit Goldkäufen. Im Jahr 2022 schnellten ihre Goldkäufe um 150% auf 1’136 Tonnen an, gegenüber weniger als 500 Tonnen pro Jahr in den vorhergehenden 12 Jahren. Dabei dient Gold nicht nur als Inflationsschutz, sondern ermöglicht auch, dollarbasierten Sanktionen zu entgehen. Ein Paradebeispiel ist der Fall Russlands: Nach der russischen Invasion der Ukraine haben die westlichen Länder Russland vom internationalen Finanzsystem abgeschnitten, indem nahezu 300 Milliarden US-Dollar der russischen Zentralbank, die bei verschiedenen Institutionen rund um die Welt hinterlegt waren, eingefroren wurden. Nicht von diesen Massnahmen betroffen waren jedoch die Goldreserven, da sie in Russland gelagert werden.

Zwischen November und Dezember 2022 kaufte China 62 Tonnen Gold, womit das Land nun über 2’000 Tonnen (im Gegenwert von 115 Milliarden Franken) besitzt. Auch die Türkei verfügt über Goldreserven im Umfang von über 542 Tonnen. 

China spielt eine massgebliche Rolle im Prozess der Entdollarisierung. Einige seiner wichtigsten Erdölzulieferer sind amerikanischen Sanktionen unterworfen (Russland, Venezuela und der Iran). Daher muss Peking andere Zahlungsmittel als den Dollar verwenden, um sie zu bezahlen. 2018 lancierte China seine eigene Rohstoffbörse. Das dort gehandelte Erdöl macht zurzeit nur 5% des weltweiten Volumens aus, aber es wird in Renminbi, der chinesischen Währung, bezahlt. 

Brasilien hat ebenfalls den Wunsch geäussert, seine Käufe in China in Renminbi bezahlen zu können und fordert andere Schwellenländer dazu auf, es ihm gleichzutun. 

Der Dollar hat jedoch ungeachtet dieser Initiativen und der Diversifikation der Anlagen der Zentralbanken seine Vormachtstellung bis heute weitgehend beibehalten, was auch auf die fehlenden Alternativen zurückzuführen ist. Der Yuan bzw. Renminbi (die chinesische Währung) könnte aufgrund der zunehmenden Bedeutung der Wirtschaft Chinas längerfristig ein Kandidat für eine neue Leitwährung sein, aber das Rechtssystem des Landes wird von ausländischen Anlegern als nicht sehr vertrauenswürdig betrachtet. Was Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum anbelangt, so ist ihr Gewicht im internationalen Finanzsystem verschwindend klein.

Obwohl bei einigen Ländern ein eindeutiger Trend besteht, die Abhängigkeit vom Dollar zu verringern, so ist dennoch davon auszugehen, dass die US-Währung ihre Vormachtsstellung noch lange Jahre beibehalten wird.

 

Goldkäufe der Zentralbanken zwischen 2010 und 2022

Goldkäufe der Zentralbanken zwischen 2010 und 2022

 

News der Bonhôte-Gruppe

Jacques Despont

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Nach über 30 Jahren Erfahrung in einem renommierten Bankinstitut wurde Jacques Despont in das Kundenbetreuungsteam der Lausanner Niederlassung der Bank aufgenommen. 

Der Finanzberater mit eidgenössischem Fachausweis verfügt im Weiteren über ein Swisscanto-Diplom im Bereich Vorsorge sowie ein CWMA-Zertifikat der SAQ.

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Jessica Cianchetta

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Jessica Cianchetta ist der Bank Bonhôte als Vermögensverwalterin beigetreten und wurde in das Kundenbetreuungsteam am Geschäftssitz der Bank in Neuchâtel aufgenommen. 

Sie ist Inhaberin eines SAQ Zertifikats, verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung im Bankwesen und schliesst zurzeit ihr Studium an der Haute-Ecole Arc in Neuchâtel ab.

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Alan Roura wählt Simon Koster als Co-Skipper

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Die Crew der IMOCA Hublot für die Saison 2023 ist zu 100% schweizerisch. Alan Roura hat sich für den Zürcher Simon Koster als Teamkollegen entschieden.

Beim 4. Guyader Bermudes 1000 Race am vergangenen 12. Mai überquerte das Duo bei seinem ersten gemeinsamen Rennen die Ziellinie in Brest auf Rang 8.

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