Geopolitische Aktualität beeinträchtigt Finanzmarktbedingungen
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Geopolitische Aktualität beeinträchtigt Finanzmarktbedingungen

Flash boursier vom 07.03.2022

Das Wichtigste in Kürze

 USD/CHFEUR/CHFSMIEURO STOXX 50DAX 30CAC 40FTSE 100S&P 500NASDAQNIKKEIMSCI Emerging Markets
Letzter Stand0.921.0011'300.133'556.0113'094.546'061.666'987.144'328.8713'313.4425'985.471'144.91
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%YTD0.52%-3.36%-12.24%-17.27%-17.57%-15.26%-5.38%-9.18%-14.90%-9.75%-7.07%

(Daten vom Freitag vor der Publikation)

 

Geopolitische Ereignisse haben historisch betrachtet nur vorübergehende Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Aufgrund der Covid-19-Krise sahen sich die Unternehmen jedoch bereits mit Produktionseinschränkungen und Lieferengpässen konfrontiert, was sich in einer hohen Inflation niedergeschlagen hat. Mit dem anhaltenden Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine und den sich verschlechternden Finanzierungsbedingungen verschlimmert sich die Situation, was den privaten Konsum und das weltweite Wirtschaftswachstum belasten könnte. Vor allem Europa hat in den vergangenen Jahren den Importanteil seines Energieverbrauchs auf gegen 60% erhöht. Seine Energieabhängigkeit von Russland ist hoch, insbesondere beim Gas, das einem Drittel seines Bedarfs entspricht.

Die vergangene Woche hat an den Börsen eine Schockwelle ausgelöst; die wichtigsten Börsen verzeichneten kräftige Korrekturen und die Volatilität erhöhte sich weiter. Am stärksten betroffen waren die Bankwerte aufgrund der befürchteten Nachwirkungen, die durch den Konkurs russischer Finanzinstitute infolge der verhängten Sanktionen im internationalen Zahlungsverkehr ausgelöst werden könnten. Stark unter Druck kam auch die Automobilindustrie, die aufgrund der mangelnden Ersatzteile aus der Ukraine oder Russland und die Verteuerung der Grundstoffe durch die Einstellung von Produktionseinheiten beeinträchtigt werden könnte.

Die von den USA in Betracht gezogene Möglichkeit, sich mit ihren europäischen Verbündeten als zusätzliche wirtschaftliche Sanktion auf ein vollständiges Verbot von Ölimporten aus Russland zu einigen, macht den heutigen Tag zu einem schwarzen Montag. Diese Situation führt zu einer Flucht in sichere Häfen wie Gold, den Schweizer Franken und den US-Dollar. Die Preise für ein Barrel Brent und die wichtigsten Rohstoffe schnellen weiter in die Höhe, obwohl die Händler, Reeder, Banken und Versicherer ihre Käufe in Russland angesichts der bestehenden Risiken bereits weitgehend eingestellt haben.

Es stellt sich die Frage, ob der aktuelle Ölschock und die geopolitische Unsicherheit eine Änderung der geldpolitischen Pläne der US-Notenbank Fed bedeuten könnten. In seiner halbjährlichen Rede vor dem Kongress in der vergangenen Woche bemerkte J. Powell, dass der aktuelle Konflikt die Situation unsicherer und komplizierter mache, dass der Kampf gegen die Inflation aber eine Priorität für die Fed sei. Er meinte, dass anlässlich der nächsten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses Mitte März eine Zinserhöhung von 0,25% beschlossen werden könnte. Angesichts der Tatsache, dass sich der Arbeitsmarkt gut entwickelt und die Zahl der neu geschaffenen Stellen im Februar die Erwartungen noch deutlich übertraf, könnte die Erhöhung später sogar 0,5% betragen.

 

Höhenflug der Erdölpreise

Da russisches Erdöl nicht mehr erwünscht ist, stieg der Ölpreis auf das höchste Niveau seit 2008. Der Preis für die Sorte Brent schnellte heute Montag, am 7. März, im frühen Handel auf USD 139, nachdem US-Aussenminister Antony Blinken angekündigt hatte, dass die USA und ihre Verbündeten über ein mögliches Embargo gegen Rohöllieferungen aus Russland diskutierten.

Diese Entscheidung würde eine weitere Eskalation der Sanktionen des Westens gegenüber Russland bedeuten, der nach wie vor stark von den russischen Öl- und Gasexporten abhängig ist. Händler und Raffinerien waren gezwungen, ihre Bestände an russischem Öl mit erheblichen Preisnachlässen zu verkaufen und boykottieren dieses nun. Solange keine diesbezüglichen internationalen Sanktionen gegen Russland verhängt werden, wollen die Marktteilnehmer mit russischem Öl nichts mehr zu tun haben. Shell, Equinor BP und Exxon haben angekündigt, alle Verbindungen zu den russischen Ölgesellschaften Rosneft und Gazprom einzustellen, nur TotalEnergie hat noch nicht öffentlich angekündigt, seine Verbindungen zu Russland abzubrechen.

Durch die fehlenden russischen Lieferungen werden dem durch den erhöhten Verbrauch nach der Pandemie bereits angespannten Ölmarkt 5 Mio. Barrel pro Tag entzogen. Die USA und andere Mitgliedsländer der Internationalen Energieagentur kündigten die Freigabe von über 60 Mio. Barrel Öl aus den Notvorräten an, um Versorgungsengpässe zu vermeiden und den Preisanstieg zu dämpfen. Die Verhandlungen mit dem Iran über ein Atomabkommen mit dem Ziel, die Sanktionen gegen iranische Rohölexporte aufheben zu können, sind derzeit im Gange. Eine Einigung bleibt aber schwierig.

Die Mitglieder der OPEC+ haben ihre Politik der schrittweisen Produktionssteigerung noch nicht geändert und sind der Ansicht, dass die derzeitige Volatilität auf geopolitische Faktoren und nicht auf Fundamentaldaten zurückzuführen ist. Analysten gehen davon aus, dass der Brent-Preis auf USD 200 steigen könnte, wenn die Spannungen in der Ukraine zunehmen und die OPEC ihr Angebot nicht schneller erhöht.

 

Graph. 1.

 

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